Viele Menschen haben (nicht zuletzt durch Diäten bedingt) über die Jahre hinweg ein «normales» Verhältnis zum Essen verloren. Dem gilt es entgegenzuwirken und vorzubeugen. Intuitive Ernährung ist ein evidenzbasierter Ansatz zum Essen. Er wurde ursprünglich entwickelt, um Menschen dabei zu helfen, wieder in Einklang mit den einzigartigen Bedürfnissen ihres Körpers zu kommen, anstatt sich auf äussere Ernährungsregeln zu verlassen, die bestimmen, was, wann und wie viel sie essen dürfen oder sollen. Wer jemals eine Diät gemacht hat, weiss wahrscheinlich, wie schwierig es sein kann, die «Diät-Regeln» wieder aus dem Kopf zu bekommen – selbst wenn man nicht mehr aktiv versucht, Gewicht zu verlieren. Wer kennt es nicht, fast automatisch Lebensmittel in Gut und Böse zu unterteilen (schlechte Kohlenhydrate, Fett ist ungesund, bloss kein Zucker etc.)? Oder im Geiste immer noch Punkte und Kalorien zu überschlagen. Intuitiv ist dies jedenfalls nicht.
Beim Konzept der intuitiven Ernährung ist das ultimative Ziel, seine innere Weisheit zu nutzen, um zu entscheiden, was, wann und wie viel man essen «soll», und nicht nach äusseren Regeln zu entscheiden, wie «kein Essen nach 18 Uhr» oder «keine raffinierten Kohlenhydrate erlaubt».
Mit anderen Worten: Beim intuitiven Essen geht es darum, auf die Hunger- und Sättigungssignale des Körpers zu hören. Zudem geht es vor allem auch um den Faktor: «Was tut mir wirklich gut? Was möchte mein Körper gerade?» Und dies kann eben auch Schokolade oder Chips sein, denn beim intuitiven Essen gibt es keine verbotenen Lebensmittel oder Lebensmittelgruppen. Und auch keine verbotenen Essenszeiten. Das mag für viele, die vielleicht jahrelang Low Carb, Keto oder nach Punkten und Kalorien gelebt haben, erstmal befremdlich erscheinen – aber oft auch befreiend. Befreiend, weil Brot wieder erlaubt ist, oder abends essen, oder mehr essen als 1’600 Kalorien.
Intuitives Essen kann dabei helfen, sich von zwanghaften Essensregeln und Diäten zu befreien und mehr Raum für genussvolles Essen ohne schlechtes Gewissen zu schaffen.
Doch, die gibt es auch. Allerdings sind dies Regeln ganz anderer Art. Es sind Regeln, die dabei helfen sollen, wieder zurück zu seinem ursprünglichen Hunger- und Sättigungsgefühl zurück zu finden und damit zu einem entspannten und natürlichen Umgang mit Essen.
Darum geht es beim intuitiven Essen:
Hey Hunger: Esse, wenn du körperlich hungrig bist.
Keine Verbote: Esse, was dir gut tut und schmeckt.
Ohne schlechtes Gewissen: und mit Genuss.
Mit Achtsamkeit: Nehme dir Zeit.
Spüre dein Sättigungsgefühl: Du sollst weder hungrig sein, noch dich vollgestopft fühlen.
Selbstliebe und Achtsamkeit: Respektiere und akzeptiere deinen Körper.
Unterstütze deine Gesundheit: Die Erhaltung deiner Gesundheit ist wichtiger als das Erreichen eines Idealgewichts.
Sei aktiv: Bewegung tut Körper, Seele und Geist gut. Versuche Bewegungen zu finden, die dir Spass machen.
Ja und nein. Ja, denn die Pfunde können tatsächlich anfangen, langsam und quasi nebenbei zu purzeln, wenn man anfängt, bewusst danach zu gehen: «Was tut mir gut? Welche Lebensmittel tun mir und meinem Körper gut? Wann fühle ich mich fit, wann nicht?» Und wenn man beginnt, bewusst auf seine Hunger- und Sättigungssignale zu achten. Dies führt vielleicht sogar dazu, seine Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten zu ändern, die schliesslich zum Übergewicht geführt haben. Oft setzt man sich durch bewusst intuitives Essen das erste Mal wirklich bewusst mit sich selber und seiner Ernährung auseinander, anstatt unreflektiert irgendwelchen Diätregeln für kurze Zeit zu folgen.
Ein Nein ist aber auch möglich. Denn das Ziel beim rein intuitiven Essen ist nicht das Erreichen eines Idealgewichts, sondern das sich Loslösen von zwanghaftem Diät-Denken und Essverhalten. Das Ziel ist ein natürliches, ungezwungenes, achtsames Verhältnis zu Nahrung und seinem Körper – egal welches Gewicht man hat. Viele Verfechter der Intuitiv-Essen-Methode gehen sogar noch einen Schritt weiter und lehnen den alleinigen Wunsch, Abnehmen zu wollen, rigoros als Diät-Gedanke ab.
Es gibt einige Möglichkeiten, wie du zurück zu einer gesunden Intuition zurückfinden und damit auch gesund und nachhaltig abnehmen kannst:
- Versuche, die Regeln des intuitiven Essens zu begreifen und zu verinnerlichen. Löse dich von dem Gedanken, Lebensmittel in Erlaubt und Verboten, Gut und Böse einzuteilen. Wenn dir nach Kohlenhydraten ist, dann esse sie! Wahrscheinlich benötigt sie dein Körper gerade. Versuche hier, typische Diätregeln und -muster loszulassen. Alles ist erlaubt!
- Versuche vor allem, dein eigenes Hunger- und Sättigungsgefühl wiederzufinden. Dabei hilft gerade am Anfang langsames und bewusstes Essen. Versuche besonders am Anfang, unachtsames Essen im Vorbeigehen zu meiden. Wenn du Lust auf einen Schokoriegel oder Chips hast, dann ist dies erlaubt. Versuche diesen Snack dann wirklich auch zu geniessen, nicht einfach so nebenbei aus Gewohnheit zu essen. Einfach geniessen, ohne schlechtes Gewissen. So mindern sich Heisshungerattacken und Binge-Eating im Laufe der Zeit, da es keine verbotenen Sachen mehr gibt.
- Mache dir keine Vorwürfe, wenn alles am Anfang noch nicht so gut klappt. Das ist nicht schlimm. Das Ziel ist vor allem, wieder zu einem gesundem Verhältnis zum Essen zu finden.
- Trinke auch genug. Oft verwechseln wir Hunger mit Durst.
- Versuche Alternativen zu finden: Was kann dir gut tun, wenn du dich traurig, gestresst, gelangweilt oder unter Druck fühlst und normalerweise die Gewohnheit hattest, in solchen Situationen zu essen? Ein Spaziergang? Ein kleines Nickerchen? Ein Tee? Ein Glas Wasser? Ein Gespräch mit einer guten Freundin?
- Mache dich mit gesunder, nährstoffreicher Ernährung vertraut. Gesunde Kohlenhydrate und Ballaststoffe, hochwertige Proteine, wertvolle Fette – was braucht ein Körper, um gut gesättigt und genährt zu sein? Werde hier ruhig auch kreativ und probiere neue Rezepte aus. Versuche, neue gesündere Lieblingsrezepte und -snacks zu finden.
- Lerne auf deinen Körper zu hören und in dich hineinzufühlen, wie er sich nach dem Verzehr bestimmter Lebensmittel und Mahlzeiten fühlt. Wie fühlst du dich (ganz losgelöst von Schuldgefühlen, denn ALLES ist erlaubt) nach einer Fertigpizza? Wie fühlst du dich nach einer selbstgemachten Pizza aus Dinkelmehl belegt mit viel frischem Gemüse und hochwertigen Proteinen? Merkst du einen Unterschied? Versuche, deine künftigen Essens-Entscheidungen genau danach zu treffen: «Durch welche Nahrung fühle ich mich fit, energiegeladen, gut? Durch welche Nahrung fühle ich mich träge, müde, direkt wieder hungrig?» Und eben nicht danach, ob sie dir beim Abnehmen helfen oder nicht.
Intuitives Essen soll letztlich darauf hinauslaufen, dass man zu einem entspannten, neutralen Verhältnis zum Essen und zu seinem Gewicht findet. Dass man endlich OHNE Diät leben kann – ohne Low Carb, ohne Keto, ohne Kalorienzählen. Doch jetzt kommt noch ein Haken zum Schluss. Wie schon in der Einleitung beschrieben, ist unsere Intuition, was unserem Körper wirklich gut tut, verschüttet durch jahrelangen Konsum von Zucker, industriell verarbeiteter und nährstoffarmer Nahrung und anderen ungesunden Ernährungsgewohnheiten. Und da ist es oftmals nicht einfach, die Stimme seiner Intuition wahrzunehmen.
Bestes Beispiel ist der Zucker: Je mehr raffinierten Zucker wir zu uns nehmen, desto mehr verlangt unser Körper weiteren Zucker. Unsere Intuition will also Zucker! Solche Kreisläufe erschweren es, wirklich zu der ungetrübten Intuition des Körpers zurückzufinden. Auch wenn es bei der intuitiven Ernährung keine verbotenen Lebensmittel gibt, kann es helfen, sich bewusst mit seiner Ernährung – vor allem auch seinem Zuckerkonsum – auseinanderzusetzen und darauf zu schauen, ob der Körper überhaupt alle benötigten Nährstoffe erhält, die er braucht. Sonst zeigt er Hunger an, obwohl er schon etliches an «leeren» Kalorien intus hat.
Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten. Manche setzen gerne Detox-Tage an, manche verzichten komplett auf Zucker, andere ersetzen einfach allmählich raffinierten Zucker und nährstoffarme Lebensmittel durch gesündere Alternativen. Dies ist eine Typsache und auch hier kann ein «in sich hineinfühlen» sehr helfen. Denn letztlich kann ein Körper, der gut mit wertvollen Nährstoffen, Sauerstoff, Bewegung, Liebe und Achtsamkeit versorgt ist und dabei gleichzeitig mit möglichst wenig raffiniertem Zucker, stark industriell verarbeiteten und nährstoffarmen Lebensmitteln belastet ist, viel leichter zu einer gesunden Intuition zurückfinden. Und mit einer guten Intuition lässt es sich viel leichter nachhaltig, gesund und vor dauerhaft abnehmen – ganz ohne Diäten und Diätregeln.
Ich habe schon viel probiert um vom Gewicht etwas runter zu kommen. Leider alles vergebens. Werde auch das versuchen, schaden kann es nicht.