Über eine Million Menschen in Deutschland ernähren sich vegan und haben einen veganen Lifestyle. Ihr Hauptargument dafür: «Wir machen das aus ethischen Gründen».
Sie verzichten nicht nur auf tierische Produkte wie Fleisch, Fisch, Eier und Milchprodukte, sondern legen auch grossen Wert auf tierversuchsfreie Kosmetikprodukte, Kleidung und Möbel. Dies rettet nicht nur viele Tiere, sondern hat auch einen positiven Effekt auf unsere Umwelt.
Während sich die Weltbevölkerung in den letzten 50 Jahren verdoppelt hat, hat sich die Anzahl der Fleischprodukte in dieser Zeit vervierfacht. Dass wir unseren Vierbeinern helfen, indem wir sie nicht essen, ist den meisten Menschen bewusst. Doch wie wird damit auch unserem Planeten geholfen?
Wusstest du, dass ca. 15 Prozent der weltweit ausgestossenen Treibhausgase von der Nutztierhaltung verursacht werden? Der hohe Konsum an tierischen Produkten ist somit ein grosser Faktor für den Klimawandel. Um die hohe Konsumnachfrage nach Fleisch zu befriedigen, muss möglichst viel Futter für die Massentierhaltung gewährleistet werden. Und dieser massive Futtermittelanbau verbraucht riesige Mengen an kostbaren Ressourcen wie Wasser und Land. Gemäss der Albert Schweizer Stiftung sind es 15’400 Liter Wasser pro Kilogramm Rindfleisch.
Nicht die Tiere benötigen immens viel Platz auf unserem Planeten, sondern ihr Futter. In Österreich erhält ein Mastschwein 0.7 m2 und in der Schweiz 0.9 m2 Platz zur Verfügung, was wirklich wenig ist. Jedoch wird für die Tiere viel Anbaufläche verbraucht. Was vielen nicht bewusst ist: Ein Grossteil dieses Futters kommt aus dem Ausland.
Für den Sojaanbau werden jährlich riesige Flächen Regenwald gerodet. Dreiviertel der Ernte wird anschliessend zu Tierfutter verarbeitet. Dies scheint weit weg, doch alleine schon in der Schweiz werden jedes Jahr über 300’000 Tonnen Soja zu Futtermittel für Nutztiere verarbeitet und nicht wie fälschlicherweise viele meinen zu Tofu oder Sojamilch. Soja für Tofu kann heutzutage gut aus Frankreich oder Österreich bezogen werden.
Eier bedeuten oft Tierleid
Viele denken, dass das Labeling „Eier aus Freilandhaltung“ bedeutet, dass die Hühner im Freien glücklich und eben frei herumlaufen. Die Realität sieht jedoch anders aus: Freilandhühner werden in den meisten Fällen in riesigen Ställen zusammen mit vielen anderen Hühnern gehalten, von denen nur wenige jemals das Tageslicht erblicken.
Freilandhaltung bedeutet vielleicht Freiheit im Käfig, doch die EU-Gesetzgebung schreibt vor, dass bis zu sechs Vögel einen Quadratmeter Bodenfläche belegen können. Unter der Voraussetzung, dass die Vorschriften eingehalten werden, verhindern diese Gesetze nicht, dass Hühner Käfig über Käfig gestapelt werden.
Ob Freilandhaltung oder Massentierhaltung: Männliche Küken sind für die Eier- oder Fleischproduktion nutzlos und werden fast unmittelbar nach dem Schlüpfen getötet. Sie werden entweder lebend in eine industrielle Zerkleinerungsmaschine, einen „Schredder“, geworfen oder mit Kohlendioxid vergast (Quelle: Ökolandbau.de).
Milch ist zur Norm geworden
Wer hinterfragt schon etwas, das von Generation zu Generation weitergegeben wurde und wir täglich im Supermarkt und in der Werbung sehen? Milch gilt in den meisten Industrieländern nach wie vor als Grundnahrungsmittel. Obwohl ein Umdenken stattfindet (beispielsweise wurde letztes Jahr in Kanada Milch aus der Ernährungspyramide entfernt), können sich viele Menschen nicht vorstellen, auf Milch zu verzichten. Warum auch?
Als ersten Grund könnte man den gesundheitlichen Aspekt nennen, worauf wir in diesem Artikel jedoch nicht weiter eingehen (mehr Infos dazu im Modul 5 unserer Fernausbildung zum ganzheitlichen Ernährungsprofi). Vom möglichen gesundheitlichen Risiko abgesehen, erleben die Kühe und Kälber im Rahmen der Milchproduktion Traumatisches: Die Kälber werden in der Regel innerhalb von 24 Stunden nach der Geburt der Mutter weggenommen, was für Mutter und Kalb immenses Leid bedeutet. Die Mutter muss dies 4 oder 5 Mal ertragen, bevor ihre Euter als „verbraucht“ gelten. Die Milchkuh lebt insgesamt ca. ¼ von ihrer eigentlichen Lebenserwartung, zudem leidet sie aufgrund der schlechten Haltung oft an Infektionen. Die Jungbullen sind wiederum weniger nützlich und werden meist kurz nach der Geburt getötet oder zur Zucht weggeschickt.
Positiver Effekt auch auf die Gesundheit
Laut einer Studie der Oxford University und University of Minnesota (Stand Dezember 2019) haben pflanzliche Lebensmittel, die einen positiven Effekt auf die Gesundheit haben (beispielsweise Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte, Nüsse, Pflanzenöle mit einem hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren oder Vollkorngetreide) auch eine der geringsten Auswirkungen auf die Umwelt. Hingegen wird rotes Fleisch, verarbeitet und unverarbeitet, mit den grössten Risikofaktoren in Bezug auf Umweltschäden und bestimmten chronischen Darmkrankheiten in Verbindung gebracht. Gemäss der Studie hat eine fleischreiche und ungesunde Ernährung die grössten negativen Auswirkungen auf die Gesundheit und Umwelt. Wenn man sich weiterhin übermässig fleischreich und unachtsam ernährt (z. B. mit Junkfood), wie es momentan ein Grossteil unserer Bevölkerung tut, gefährdet man seine Gesundheit durch ein erhöhtes Risiko für chronische Krankheiten und trägt zur Verschlechterung des Klimas, der Ökosysteme und der Wasserressourcen der Erde bei.
Möchtest du mehr zu dem Thema erfahren? Wir haben hier ein paar hilfreiche Tipps für dich:
Vielen Dank für den interessanten Beitrag. Ich bin zeitweise Veganer und denke, dass Veganer die besseren Menschen sind, wenigstens wenn es um die Tiere geht. Es ist für mich keine schöne Vorstellung, eine Tier oder dessen Teile zu essen. Erst recht nicht, wenn ich an Massentierhaltung denke. Da verzichte generell drauf. Das sollte sich wirklich jeder überlegen, ob er das unterstützen möchte. Leider ist es wohl für die meisten recht schwierig, liebgewonnene Gewohnheiten zu ändern. Erst recht, wenn sie bereits lange bestehen.
Man schwimmt sozusagen gegen den Strom wenn man 100 Prozentiger Veganer ist. Es fängt schon damit an, wenn es um einen Restaurantbesuch mit Freunden geht. Was esse ich da? Nicht alle Restaurants bieten vegane Gerichte an. Oft beschränken sich Veganer dann auf einen Salat oder Ähnliches.
Fast alle essen Fleisch und tierische Produkte. Das kann doch dann nicht so falsch sein, oder? In vielen Fällen ist es das aber, wenn man an die gequälten Puten denke, die vor sich hintaumeln, an kleine Küken, die zerhäckselt werden. Ich denke, als Tierfreund kann man wirklich Bedenken haben gegen den Genuss von Fleisch.
Veganer essen ja nicht nur Fleisch. Sie nehmen keinerlei tierische Produkte wie Milch, Butter, Käse oder Eier zu sich. Manche trinken nicht mal Wein, weil dieser durch Gelatine oder Fischbestandteile geklärt worden sein kann.
Mir fällt es allerdings schwer, mich zu 100 Prozent für diese Ernährungsform zu entscheiden, obwohl es viele gesundheitliche Vorteile mit sich bringt. Es ist leider auch etwas teurer, nur Biogemüse und Bioobst zu kaufen. Aber diese Lebensmittel müssen teurer sein.
Zeitweise bin ich vegan. Das erfordert jedesmal, dass sich umdenke. Ich muss dabei meine Gewohnheiten umstellen. Dadurch bleibe ich flexibel. Es gibt viele leckere vegane Rezepte, die ich gern noch ausprobieren möchte.