Jeder Mensch erlebt Stress, denn Stress ist ein fester Bestandteil in unserem Alltag. Zu viel davon kann jedoch eine negative Wirkung auf Körper und Psyche haben und mit zahlreichen Beschwerden einhergehen. Aus diesem Grund sollten wir uns auf die Suche nach einem Weg der Stressbewältigung machen. Nach etwas, das uns hilft zu entspannen und die Alltagssorgen hinter uns zu lassen. Und was bietet sich da mehr an, als Zeit in der Natur zu verbringen?
Die Heilkraft der Natur
Tatsächlich profitieren wir Menschen seit jeher von der Wirkung der Natur. Ein Aufenthalt im Wald ist eines der vielen Möglichkeiten, die Effekte und die Kraft der Natur für uns zu nutzen. Das Waldbad stellt dabei ein ganz besonderes Erlebnis dar. Was in Japan sogar als Medizin gilt, findet auch hierzulande immer mehr Anklang. Es dient dazu, zu entschleunigen, das Wohlbefinden zu steigern und die Gesundheit aufrechtzuerhalten.
Erfahre in diesem Artikel Wissenswertes über das Waldbaden und lasse dich inspirieren. Neben Informationen zur Geschichte und Funktion des Waldbadens haben wir auch Tipps für dich, wie du den Wald als Wellness-Ort wahrnehmen kannst.
Was ist Waldbaden?
Das Rauschen der Blätter, wenn sich die Bäume sanft im Wind wiegen. Die Waldluft bzw. der Duft von Tannennadeln, der unsere Geruchssinne berührt. Frisches, grünes Laub, das sich unter unseren Füssen gut anfühlt. Das klingt nach Wellness und Medizin für Körper, Geist und Seele. Oder genauer gesagt: nach Waldmedizin. Dieser Gesundheitstrend stammt aus Japan und wird dort Shinrin Yoku genannt. Der Begriff shinrin-yoku heisst übersetzt so viel wie Eintauchen in die Wald-Atmosphäre.
Gemeint ist also ein Achtsamkeits-Aufenthalt im Wald, wie er zum Beispiel bei einem Waldspaziergang möglich ist. In die Atmosphäre des Waldes einzutauchen, bedeutet aber nicht, einfach wild drauf loszulaufen oder nur in den Wald zu gehen. Achtsamkeit bei Waldspaziergängen oder bei blossen Aufenthalten in Wäldern heisst viel mehr, sehr langsam unterwegs zu sein. Sozusagen zu schlendern und sinnbildlich im Wald zu baden wie in einem grünen Meer aus Bäumen. Der enge Kontakt zur Natur soll uns helfen, zu regenerieren sowie geistiges und körperliches Wohlbefinden (zurück) zu erlangen.
Es ist ein bisschen wie eine Wanderung durch den Wald. Es ist eine Art Meditation unter Bäumen. Und doch ist es weder das eine noch das andere.
Waldbaden Geschichte
In Japan wird der Begriff shinrin-yoku schon seit 1982 verwendet und vom staatlichen Gesundheitswesen gefördert. Diese Praxis ermutigt die Menschen dazu, einfach Zeit in der Natur zu verbringen – ein Bad im klassischen Sinne ist dabei nicht erforderlich. Ein Waldbad ist auch sehr schonend. Das heisst, man muss keine anstrengenden Läufe oder Wanderungen unternehmen. Das Ziel des Waldbadens ist es vor allem, im gegenwärtigen Moment zu leben, während man seine Sinne in die Sehenswürdigkeiten und Geräusche einer natürlichen Umgebung eintaucht.
Waldbaden ist eine Waldtherapie
Auf der Grundlage des Waldbadens wurden seit 1990 viele Forschungsprojekte durchgeführt, die die physiologischen Auswirkungen untersuchen sollten. Im Jahr 2012 wurde dann ein eigener medizinischer Forschungszweig gegründet: die Waldmedizin. Inzwischen gibt es zahlreiche Studien, auch in Europa, die sich mit dem Wald und speziell mit Waldbaden beschäftigen. In Japan, Taiwan, China, Südkorea und Malaysia ist die Waldtherapie als präventive Methode zur Stressbewältigung sogar offiziell anerkannt und wird mitunter als Rezept verschrieben [1].
Übrigens: Methoden zur Stressbewältigung sind Bestandteil unserer Fernausbildung zum ganzheitlichen Ernährungsberater.
Die gesundheitlichen Vorteile des Waldbadens
Vielleicht fragst du dich: Warum Waldbaden und nicht etwa nur Spazierengehen? Nun, es gibt einen Grund, warum die grössten Städte der Welt über Parks, Bäume und Naturgebiete verfügen, die in die belebten Strassen eingebettet sind. Alle Kulturen wissen, dass Bäume den menschlichen Geist beflügeln. Für unsere Vorfahren waren Bäume Kanäle für die Götter, und Wälder waren die ersten Tempel und Heiligtümer der Menschheit. Das Waldbaden ermöglicht es uns, in die wohlwollende und heilende Kraft der Bäume einzutauchen.
Eine Studie des International Journal of Environmental Health Research [2] ergab, dass sich schon der Aufenthalt in einem Stadtpark positiv auf die Gesundheit auswirken kann. Abgesehen von Stadtparks hat sich gezeigt, dass das Baden im Wald den Blutdruck, die Herzfrequenz und den Kortisol-Spiegel senkt [3], [4]. Studien aus Japan, Finnland, den Vereinigten Staaten und anderen Ländern wiesen zudem darauf hin, dass das Waldbaden folgende positive Effekte für die Gesundheit mit sich bringt:
- Steigerung der Lebensfreude
- Verbesserung der Konzentration
- Stärkung des Immunsystems
- Steigerung der Vitalität
- Starke krebshemmende Wirkung [5].
Waldbaden gegen Stress
Darüber hinaus haben Studien ergeben, dass schon ein Aufenthalt von zwei Stunden pro Woche im Freien zu mehr Wohlbefinden und Glück sowie weniger Stress verhelfen kann [6]. Auch andere Wissenschaftler haben sich mit der Wirkung des Waldes auf die Gesundheit beschäftigt. Eine niederländische Studie zeigt, dass ein Mensch, dessen Wohnort von Bäumen umgeben ist, weniger oft an Depressionen oder innerer Unruhe leidet. Die Effekte des Waldes können demnach als stimmungsaufhellend beschrieben werden [7].
Das liegt unter anderem an dem lokalen Klima im Wald, welches durch das dichte Blattwerk und das Zusammenspiel von Hitze, Kälte und Sonnenstrahlen gefördert wird. Zusätzlich sorgen Bäume dafür, dass weniger Lärm der Aussenwelt zu uns dringt. Dank der Blätter herrscht beim Waldbaden ein angenehmes Dämmerlicht. In Kombination mit der Waldluft und den Waldgeräuschen wird dabei die Aktivität des Parasympathikus gesteigert. Das ist ein Teil des vegetativen Nervensystems des Menschen, der vor allem in Ruhephasen aktiv ist und der Regeneration dient.
Wie funktioniert Waldbaden?
Obwohl das Wort „Wald“ im Namen dieser Praxis vorkommt, musst du nicht unbedingt in ein dicht bewaldetes Gebiet fahren. Du kannst auch einen Ausflug in eine andere natürliche Umgebung machen. Achte nur darauf, dass du Handy und Co. ausschaltest. Denn das Wichtigste ist, dass du Achtsamkeit übst. Das bedeutet, präsent zu sein und deine Gedanken ganz im Moment verweilen zu lassen. Mit anderen Worten: Waldbaden und Achtsamkeit gehen Hand in Hand.
Wenn du angekommen bist, atme ein paar Mal tief durch und achte auf das, was du mit deinen Sinnen wahrnimmst. Sei es der Duft der Bäume oder das Zwitschern der Vögel im Wald. Nehme dir ein paar Augenblicke Zeit, um deine Umgebung zu beobachten. Setze dich hin und beobachte, wie sich die Bäume im Wind wiegen, oder gehe einfach spazieren. Wenn du dich für einen Waldspaziergang entscheidest, gehe in einem gemächlichen Tempo und ohne ein bestimmtes Ziel vor Augen. Es ist wichtig, dass du deinem Geist und deinen Sinnen freien Lauf lässt und dich ihnen hingibst.
Waldbaden: Wie oft durchführen?
Achtsame Waldspaziergänge zählen damit als Wellness für deinen Körper und deine Seele. Als gute Faustregel gilt, jeden Tag mindestens 20 Minuten im Wald zu baden. Wenn du nicht so viel Zeit zur Verfügung hast, ist das kein Problem. Du kannst auch mit einer kürzeren Zeitspanne beginnen.
Zudem ist das Ziel des Waldbadens, sich zu entspannen und abzuschalten – die Praxis sollte sich nicht wie eine lästige Pflicht anfühlen. Das Baden im Wald sollte eine Aktivität sein, auf die du dich freust und die du vor allem geniesst.
Tipps fürs Waldbaden
Viele Menschen praktizieren die Waldtherapie schon seit Jahren, ohne zu wissen, dass das wirklich ein wissenschaftlich erforschtes Thema ist. Wer jedoch noch nie etwas davon gehört hat, sollte ein Bad im Wald unbedingt mal ausprobieren.
Wir haben einige Tipps für dich, die dir fürs achtsame Schreiten durch den Wald weiterhelfen können:
- Lasse dein Zuhause hinter dir. Schalte alle mobile Endgeräte aus, damit du dich am besten entspannen, achtsam sein und den Wald mit allen Sinnen erleben kannst.
- Nehme alle Details des Waldes wahr.
- Verlangsame. Bewege dich langsam durch den Wald, damit du mehr sehen und fühlen kannst.
- Atme die Waldluft ein. Atme lange und tief in den Bauch. Wenn du die Ausatmung auf die doppelte Länge der Einatmung verlängerst, signalisierst du deinem Körper, dass er sich entspannen kann.
- Halte inne. Was kannst du sehen? Was riechen? Wie fühlt es sich an? Was hörst oder schmeckst du?
Ein Besuch im Wald …
… ist gut für die Gesundheit von Körper und Psyche. Da es inzwischen immer mehr Anhänger für Themen wie Waldbaden gibt, könntest du dich auch einer Gruppe anschliessen. In Gruppen Achtsamkeit zu üben, kann für einige vor allem zu Beginn leichter sein.
Ein Vorteil des geführten Waldbadens ist, dass den Teilnehmer auf sinnvolle und heilsame Weise „Einladungen“ zur Interaktion mit dem Wald angeboten bekommen. Das bedeutet, dass du in einer Sitzung vielleicht einen Baum beobachten sollst und in der nächsten einfach die Augen schliessen und zuhören.
Waldbaden: Verweile ohne Eile
Zum Waldbaden gehört also, sich Zeit zu nehmen. Zeit, die Natur aufzusagen und Zeit, um sich buchstäblich zu erden. Das Tempo bestimmst dabei du selbst. Balanciere auf Baumstämmen, laufe einen Waldpfad entlang, meditiere unter Bäumen oder springe über kleine Bäche. Wichtig ist nur, dass du dich darauf einlässt – ohne Eile oder Druck.
Eile und Druck hast du übrigens auch bei unserer Fernausbildung zum ganzheitlichen Ernährungsberater nicht. Hier profitierst du von Flexibilität, kannst im eigenen Tempo lernen und wirst von unserem Dozententeam bei Fragen persönlich unterstützt. Wenn du mehr zu den Inhalten der Ausbildung wissen möchtest, lade dir gerne unsere kostenlose Infobroschüre herunter oder kontaktiere unseren Kundenservice. Wir freuen uns auf dich!