Hallo Roger, bitte stelle dich kurz vor. Erzähle uns ein bisschen über dich, deinen Werdegang und deine Hobbys.
Ich bin 58 Jahre alt und von Beruf Informatiker. Nach einer schweren Krankheit meiner Frau habe ich mich 2014 dazu entschlossen, mich auf dem Gebiet der Ernährung und Gesundheit weiterzubilden. Auf der Suche nach einer geeigneten Ausbildung bin ich dann schlussendlich auf die Akademie der Naturheilkunde gestossen. Parallel zur Ausbildung haben meine Frau und ich das Haus meiner Eltern bezogen, umgeben von ca. 1000 Quadratmetern Rasen, welchen wir im Laufe der letzten Jahre in einen naturnahen Garten mit Früchten, Gemüse, Salaten, Beeren, einheimischen Wildpflanzen und Sträuchern umgestaltet haben. Nach der Ausbildung an der AKN habe ich dann neben meinem Job als Informatiker angefangen, Beratungen im Bereich Ernährung und Gesundheit anzubieten.
Wenn es das Wetter erlaubt, also vor allem vom Februar bis Oktober, bin ich zusammen mit meiner Frau im Garten am Arbeiten. Das bedeutet Gartengestaltung, Anbau von Kräutern, Gemüse, Beeren und Früchten oder wir sind am Ernten. Oft sitzen wir auch im Garten an einem unserer lauschigen Plätzchen und lesen oder bilden uns in Sachen Garten oder Ernährung und Gesundheit weiter.
Es freut uns riesig zu hören, dass unsere Fernausbildung zur Fachkompetenz für holistische Gesundheit euch beide auf eurem Weg unterstützen konnte! Zuhause habt ihr euch wie Du sagst einen Garten mit verschiedenen Kräuter-, Obst- und Gemüsesorten aufgebaut. Wie seid ihr zu diesem Hobby gekommen?
Meine Frau und ich hatten vor Jahren das Bedürfnis, der Natur etwas zurückzugeben und haben uns dann entschlossen, die bereits oben erwähnte Rasenwüste in ein kleines „Naturschutzgebiet“ umzugestalten. Ein „Naturschutzgebiet“, dass sowohl der Natur, also den Insekten, Vögeln und anderen Tieren, als auch meiner Frau und mir, Nahrung liefern soll. Den Insekten bieten wir Unterschlupf und Nahrung in Form vom blühenden Pflanzen an, den Vögeln Sträucher und Bäume für ihre Behausung und Futter in Form von Samen und Insekten, die sich in Sträuchern und Bäumen aufhalten. Dazu haben wir zwei kleine Teiche, die von Molchen bewohnt sind. Für uns selber bauen wir Früchte, Beeren, Kräuter, Salate und Gemüse an. Auf diese Weise haben alle Mitbewohner etwas von unserem Garten.
Was fasziniert dich persönlich am Anbau von essbaren Pflanzen und macht Dir am meisten Freude?
Das Schöne am Eigenanbau von essbaren Pflanzen ist, dass man bei Bedarf einfach in den Garten gehen und ein entsprechendes Gemüse oder einen Salat für eine Mahlzeit ernten kann. Es ist aber auch herrlich, wenn Du einfach durch den Garten gehen kannst um nebenbei ein paar Beeren oder eine Frucht frisch von einem Strauch oder einem Baum zu naschen.
Dafür braucht man allerdings nicht unbedingt einen so grossen Garten wie wir einen besitzen. Schon ein kleiner Balkon kann zu einer schönen grünen Oase werden, wenn er mit entsprechenden Pflanzen begrünt ist – Stichwort „Urban Gardening“. Das heisst, man kann auch auf einem Balkon und sei er noch so klein, Insekten, Vögeln und sich selbst etwas Gutes tun. Dafür braucht es nur etwas Fantasie, Inspiration und natürlich Freude daran, selber Pflanzen zu ziehen. Auf dem Büchermarkt oder im Internet findet man Unmengen an Infos zum Thema Urban Gardening.
Das Schöne am Anbau von essbaren Pflanzen ist wie du sagst auch, dass man dazu nicht zwingend einen eigenen Garten braucht. Das Thema „Urban Gardening“ – der eigene kleine Garten mitten auf dem Balkon in der Stadt – erfreut sich grossem Interesse. Was denkst du, macht diesen Trend in der heutigen Zeit so beliebt?
Ich denke viele von uns haben den Wunsch, wieder vermehrt den Kontakt zur Natur zu suchen. Dies ist vielen von uns im Laufe der letzten Jahrzehnte etwas abhandengekommen. Wir waren zu sehr auf Konsum und Dinge aus, die im Grunde genommen nicht wirklich wichtig sind. Was mich sehr freut, ist, dass vor allem auch junge Menschen das Bedürfnis haben, sich wieder vermehrt mit dem Thema Gärtnern zu beschäftigen. Im Gegensatz zu vielen Menschen meiner Generation, die leider aus Ihren Gärten eine Rasen- oder Steinwüste gemacht haben.
Wo siehst du das Hobby resp. den Lifestyle Urban Gardening in 10 Jahren? Denkst du, unsere Balkons werden in Zukunft „grüner“ werden?
Ich denke, wir sind erst am Anfang dieser Bewegung. Es wäre schön, wenn in zehn Jahren zumindest die Hälfte aller Balkone in den Städten, in den Agglomerationen aber auch auf dem Land, grüner und umweltfreundlicher gestaltet wären. Urban Gardening ist ein Thema, welches auch die Städte und Gemeinden aufgreifen sollten. Man könnte, wie es in einigen Gemeinden oder Städten schon der Fall ist, einen Grossteil der Grünflächen nutzen um darauf Gemüse, Salate, Früchte und Beeren für alle Bewohner anzupflanzen. Dazu gibt es auch ein geniales Beispiel der Stadt Andernach in Deutschland, die dies sehr schön umgesetzt hat.
Welche Tipps kannst du Interessenten geben, die in den Anbau von essbaren Pflanzen einsteigen möchten?
Am einfachsten ist es, wenn man am Anfang etwas einfachere Gemüse usw. anpflanzt. Man kauft dazu am besten im Frühling oder der entsprechenden Jahreszeit, wenn das jeweilige Gemüse Saison hat, fertige Setzlinge. Diese pflanzt man dann entweder direkt in den Garten oder in Töpfe. Am besten ist es, wenn man sich ein gutes Buch zum Thema Gärtnern anschafft, das hilft am Anfang sicherlich sehr. Man sollte aber aus meiner Sicht darauf achten, dass es ein Buch ist, welches biologischen Anbau beschreibt. Später, wenn man dann etwas geübter ist, kann man sich daran wagen, selber Setzlinge zu ziehen, was dem Ganzen schlussendlich die Krone aufsetzt.
Welche Gemüsesorten eignen sich denn dazu, sie jetzt Anfang Frühling anzupflanzen?
Diverse Schnittsalate, Spinat, Feldsalat, Radieschen, Kohlrabi, Zuckererbsen, Frühkarotten, Kartoffeln usw.
Vom Beet auf den Teller – leckere Rezeptideen
Ob im Garten oder auf dem Balkon: Es gibt zahlreiche Gerichte, in die man das selbstgezüchtete Gemüse aus der eigenen Urban Farming Oase einbauen kann. Als kulinarische Inspiration stellen wir dir zwei kreative Rezepte vor.
Erbsen-Dip
Karottenlachs
Herzlichen Dank für diese interessanten Einblicke und Tipps! Welches Gartenprojekt möchtet Susanne und Du als nächstes in Angriff nehmen?
Wir haben vor, eine grössere Fläche umzugestalten und mit Wildblumen bzw. Wildkräutern zu bepflanzen. Am Rand dieser Fläche haben wir vor, ein paar zusätzliche Beerensträucher zu pflanzen, die wir selber mit Stecklingen vermehrt haben.
Was sind eure Quellen der Inspiration für euren Garten?
Das ist im Grunde unser Garten selber. Wir haben immer wieder neue Ideen, was man noch machen könnte oder wie man Bestehendes noch besser machen kann. Manchmal ist es auch ein Gartenbuch, ein Bild oder die Natur, welche uns inspiriert etwas Neues auszuprobieren.
Wenn du dir in Bezug auf uns Menschen und unseren Umgang mit der Natur etwas wünschen könntest, was wäre das?
Ich würde mir wünschen, dass wir Menschen die Natur und deren Bewohner mehr achten würden. Es wäre auch schön, wenn diejenigen, die die Möglichkeit dazu haben, ihre Flächen – sei es auf dem Balkon oder im Garten – mit einheimischen Wildpflanzen bepflanzen würden. Zudem wäre es wünschenswert, dass auch die Städte und Gemeinden mehr Verantwortung in Bezug auf Grünflächen übernehmen würden und diese, wie bereits angedeutet, mit nützlichen Pflanzen begrünen würden – sei es als Gemüse, Salate usw. oder als Nutzflächen mit einheimischen Blumenstauden, Büschen und Bäumen für Insekten, Vögel und andere Tiere. Am schönsten wäre es, wenn man für beide Gruppen sorgen würde, also gleichsam für Menschen und für Tiere.
Ein kleines Gartenparadies
Mache mit uns einen virtuellen Spaziergang durch Rogers und Susannes sonnigen Kräuter-, Obst- und Gemüsegarten.
Hinweis: Dieses Video ist auf Schweizerdeutsch.
Sehr schön.
So sollten wir alle mit den grosszügigen Geschenken die uns Mutter Erde gibt, umgehen und nicht einfach alles als selbstverständlich ansehen. Vielen Dank für diesen wundervollen Beitrag.