Stell dir vor, du hast seit Jahren unerklärliche, starke Schmerzen im Unterbauch und während deiner Periode. Teilweise kommen andere Beschwerden hinzu oder die Schmerzen im Unterleib sind so schlimm, dass sie dich daran hindern, einen normalen Alltag zu führen. Du nimmst vielleicht (starke) Schmerzmittel und versuchst dich abzulenken, aber es scheint, als würde nichts wirklich helfen. Du beginnst zu merken, dass diese Schmerzen nicht normal sind und fängst an, dich zu fragen, ob etwas nicht stimmt:
Spätestens an diesem Punkt konsultieren die meisten Frauen einen Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe. Bei vielen Frauen bleibt es jedoch nicht dabei: Sie müssen teils ganze Ärzte-Marathons mit verschiedenen Tests durchlaufen und dennoch scheint niemand herausfinden zu können, was los ist. Schliesslich kommt irgendwann die Diagnose: Endometriose. Um richtig zu verstehen, was genau diese Erkrankung bedeutet, ist es wichtig, den Aufbau des weiblichen Körpers, dessen hormonelle Steuerung und den Monatszyklus genau zu kennen.
Tipp: Detailliertes Wissen darüber findest du in unserer Fernausbildung für ganzheitliche Frauengesundheit. Die Module 1 bis 3 umfassen die Themen: Der faszinierende (Frauen-)Körper, unser Hormonsystem sowie Zyklus und Menstruation.
Gesteuert wird der Monatszyklus durch ein ausgeklügeltes System, welches dazu führt, dass Hormone die Eierstöcke anregen.
So kommt es, dass pro Zyklus ein Ei heranreift und durch den Eisprung freigesetzt wird.
Östrogene und Progesteron, die Hormone des Eierstocks bzw. Gelbkörpers, sind für den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) verantwortlich.
Der Begriff “Endometriose” leitet sich vom Endometrium, der Gebärmutterschleimhaut, ab. Normalerweise umgibt diese Schleimhaut lediglich das Innere der Gebärmutterhöhle. Bei einer Endometriose siedeln sich Zellen der Gebärmutterschleimhaut in Form von “Schleimhautinseln” jedoch ausserhalb der Gebärmutter an. Während die meisten Frauen mit Endometriose lange auf eine Diagnose warten müssen, wird sie bei anderen zufällig entdeckt. Denn nicht immer verursacht die Erkrankung Schmerzen im Unterleib, Bauchraum oder an anderen Stellen im Körper.
Vom Auftreten der ersten Symptome bis zur endgültigen Diagnose vergehen im Schnitt sogar 10,4 Jahre. Das liegt zum einen daran, dass eine schmerzhafte Regelblutung oftmals nicht sofort einer spezifischen Erkrankung zugeordnet wird. [1] Zudem werden häufiger Fehldiagnosen gestellt, die mit Unterleibsschmerzen einhergehen. Dazu gehören zum Beispiel psychogene Beschwerden, PMS, Adnexitis (Entzündungen der weiblichen Geschlechtsorgane) oder Pelvipathie (versteckte Sexualstörung).
Bei einer Endometriose siedeln sich also Zellen der Gebärmutterschleimhaut ausserhalb der Gebärmutter an. In der Regel kümmert sich das Immunsystem um diese Angelegenheit, indem es diese Schleimhautzellen abbaut. Reagiert das Immunsystem aber nicht angemessen oder ist zu viel Gebärmutterschleimhaut ausserhalb der Gebärmutter angesiedelt, dann können sich die “Inseln” vergrössern. Das passiert entweder aufgrund des hormonellen Einflusses vom eigenen Körper oder durch zusätzliche Fremdhormone aus der Umwelt. Während der Regelblutungen kommt es dann nicht nur in der Gebärmutterhöhle, sondern auch in diesen “Schleimhautinseln” zu Blutungen, die aber nicht abfliessen können.
Das wiederum verursacht eine Entzündung, die starke Schmerzen hervorrufen kann. Die Schmerzen können sich aber nicht nur im Verlauf der Regelblutung äussern. So kann es auch ausserhalb der Regel zu Schmerzen im Bauchraum, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr oder sogar beim Toilettengang kommen. Auch weitere Beschwerden sind möglich, wie zum Beispiel Probleme mit der Fruchtbarkeit.
Mit anderen Worten: Endometriose ist eine Krankheit, die zu einer sehr starken Beeinträchtigung der Lebensqualität führen kann.
Schätzungen zufolge beträgt die aktuelle Zahl der betroffenen Mädchen und Frauen mit Endometriose ca. 10 – 15 Prozent. Die Erkrankung tritt vor allem während der geschlechtsreifen Jahre auf, also mit Beginn der Regelblutung in der Pubertät bis hin zu den Wechseljahren. [2] Mit etwa 40.000 Neuerkrankungen sind fast zwei Drittel so viele Frauen betroffen wie von Brustkrebs. Allein in Deutschland erfolgte im Jahr 2017 bei etwa 28.000 Frauen wegen einer Endometriose-Diagnose eine Behandlung im Krankenhaus [3].
Dennoch wird die Endometriose weit weniger beachtet als andere Erkrankungen und auch bei der Endometrioseforschung ist der Stand lange nicht so weit, wie in anderen Fachgebieten. Tatsächlich wurde Endometriose erstmals im Jahr 1860 beschrieben, aber es dauerte bis in die 1920er-Jahre, bis die Krankheit von der medizinischen Gemeinschaft überhaupt anerkannt wurde. Die Studie “Inzidenz der Endometriose nach Studienpopulation und Diagnosemethode” weist zudem darauf hin, dass nach vorsichtigen Schätzungen 11 % aller Frauen eine nicht diagnostizierte Endometriose haben. [4]
In unserer Fernausbildung für ganzheitliche Frauengesundheit stellen wir dir ganz(heitlich) viele Informationen zur Verfügung, um aufzuklären und mehr Sichtbarkeit für frauenspezifische Probleme zu erreichen. Du lernst hier deinen Körper richtig kennen und verstehen. So kannst du auf die Signale deines Körpers hören und diese richtig deuten. Zudem kannst du andere Frauen bezüglich ihrer Frauengesundheit beraten.
Das Gewebe der Gebärmutter, das ausserhalb der Gebärmutterhöhle wächst, kann an anderen Organen und Geweben haften. Zu diesen sogenannten Endometrioseherden kommt es zum Beispiel:
- In der Gebärmuttermuskulatur selbst
- In der Vagina
- In den Eileitern oder Eierstöcken
- Im Narbengewebe, zum Beispiel bei Kaiserschnittnarben
- Im Douglas-Raum
- Am Bauchfell
- Innerhalb des Darms oder der Harnblase
- Sehr selten sind Herde z. B. auch in der Lunge, Leber oder im Gehirn
Gut zu wissen: Wo genau es zu Herden kommt, ist von Frau zu Frau unterschiedlich. Am häufigsten tritt die Endometriose jedoch an den Eileitern, der Vagina, den Eierstöcken, dem Douglas-Raum oder in der Muskelschicht der Gebärmutterwand auf. Der Douglas-Raum wird als tiefste Stelle der weiblichen Bauchhöhle bezeichnet.
In der Medizin wird zusätzlich zwischen verschiedenen Endometriose-Gruppen differenziert. Diese werden je nach Gewebe-Lokalisation wie folgt eingeteilt:
- Endometriosis genitalis interna
Die Endometriose befindet sich in der Muskelschicht der Gebärmutterwand und den Eileitern. - Endometriosis genitalis externa
Die Endometriose befindet sich in den Eierstöcken, in der Vagina und dem Douglas-Raum. - Endometriosis extragenitalis
Die Endometriose befindet sich ausserhalb des kleinen Beckens, z. B. in Harnblase oder Darm.
Die Form, die am häufigsten auftritt, ist die Endometriosis genitalis externa.
Wie schon erwähnt, dauert es mitunter sehr lange, bevor die Diagnose Endometriose gestellt wird, da die Symptome so verschieden sind. Ein Schmerztagebuch kann dabei helfen, die Krankheit zu diagnostizieren. Darin aufgelistet sind mögliche Beschwerden, wann und wo diese auftreten sowie einige andere wichtige Faktoren und Hinweise. Das detaillierte Beschwerdebild und ein unerfüllter Kinderwunsch lassen dann an Endometriose denken. Treten Symptome auf, sollte demnach ein Arzt/eine Ärztin oder ein Endometriosezentrum aufgesucht werden.
Schlussendlich erkannt wird die Erkrankung dann nur durch:
- Untersuchung durch Fachleute der Gynäkologie und Geburtshilfe
Abtasten der weiblichen Geschlechtsorgane - Ultraschalluntersuchung
Hier können mitunter Endometrioseherde und Veränderungen an den Eierstöcken erkannt werden - Kolposkopie
Gynäkologisches Untersuchungsverfahren, bei dem Scheide und Gebärmutterhals mit dem Kolposkop inspiziert werden. Ähnlich wie mit einer Lupe lassen sich durch 5 bis 10-facher Vergrösserung Veränderungen erkennen. - Bauchspiegelung
Hierbei wird mithilfe eines Endoskops in die Bauchhöhle geschaut: Es können eine eindeutige Diagnose und das Ausmass der Endometriose festgestellt werden. - Andere Eingriffe/Untersuchungen
wie zum Beispiel Darmspiegelung, Blasenspiegelung oder bei einer Operation im Bauch-Bereich.
Die Wucherungen bei einer Endometriose können verschiedene Beschwerden verursachen. Während einige Frauen völlig beschwerdefrei sind, haben andere starke Schmerzen. Auch sind die Symptome abhängig von der Lokalisation der Endometrioseherde. Zu den häufigsten Symptomen gehören:
Menstruationsbeschwerden
Viele Frauen mit Endometriose leiden vor allem unter starken Unterleibsschmerzen. Diese können vor oder während der Regelblutung auftreten. Zusätzlich können starke Schmerzen im Rücken bzw. im Bereich der Lendenwirbelsäule auf eine Endometriose hindeuten. Oft wird die Erkrankung diagnostiziert, weil Frauen die Schmerzen ohne Schmerzmittel nicht aushalten.
Bildung von Zysten
Im Rahmen einer Endometriose können Zysten entstehen. Zeigen diese Einblutungen, färben sie sich dunkelbraun bis rot. Aus diesem Grund werden die Zysten oft als Teerzysten oder Schokoladenzysten betitelt. Zwar sind Zysten im Allgemeinen im Ultraschall zu erkennen, die fragwürdige Struktur kann jedoch nur mittels einer Bauchspiegelung sicher festgestellt werden.
Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
Frauen, die an Endometriose erkranken, leiden häufig unter Schmerzen beim Geschlechtsverkehr. Mitunter sind es so starke Schmerzen, dass auf Sex verzichtet wird.
Dauerhafte Unterleibsschmerzen
Es kann passieren, dass es zu Verwachsungen einzelner Organe im Unterleib kommt. Werden diese Organe in ihrer Funktion unflexibel, treten eventuell anhaltende Schmerzen auf.
Schmerzen beim Stuhlgang, Wasserlassen, Darmblutungen
Vielfach kann es auch zu Schmerzen während und kurz vor dem Stuhlgang kommen. Krampfartige Schmerzen treten häufig dann auf, wenn es zu einer Ansammlung von Stuhlgang im Enddarm kommt. Das ist der Fall, wenn sich Herde im Douglas-Raum befinden. Manchmal spüren Betroffene auch einen starken Druckschmerz in diesem Bereich. Gleichermassen können beim Wasserlassen Schmerzen oder Blut im Urin auftreten. Dann finden sich Endometriose Herde in der Blase. Bei Endometrioseherden in der Darmwand können Blutungen innerhalb vom Darm auftreten.
Psychische Belastung
Insbesondere dann, wenn sich die Diagnose-Stellung über Jahre hinweg zieht, kann das die Psyche der Frauen stark belasten. Starke Schmerzen, die Ungewissheit, Ängste und häufige Arztbesuche machen die Situation eher schlimmer als besser.
Zudem können Krämpfe, Übelkeit, Erbrechen und sogar Ohnmachtsanfällen auftreten – ebenso wie Anfälligkeit für Infekte, Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Erschöpfungszustände. Die Liste der möglichen Symptome liesse sich aufgrund von auftretenden Entzündungen (Endometrioseherde) noch ewig fortsetzen.
Unfruchtbarkeit ist nur eines von vielen weiteren Symptomen der Endometriose. Oft ist der Grund für einen unerfüllten Kinderwunsch bei Frauen eine seit Jahren bestehende Erkrankung. Zur Unfruchtbarkeit kommt es, weil das Wachstum des Gebärmutter-Gewebes an den Eierstöcken und Eileitern diese blockieren oder verkleben. Bei unfruchtbaren Frauen ist eine Endometriose sogar in über 50 % der Fälle nachweisbar.
In dem Zusammenhang wird eine Operation der Herde empfohlen, um die Aussichten auf eine Schwangerschaft zu verbessern. Viele Frauen, die an dieser Erkrankung leiden und einen Kinderwunsch haben, entscheiden sich zudem für eine künstliche Befruchtung.
Bis heute ist der genaue Grund für eine Endometriose noch nicht ausreichend geklärt. In der Medizin und der Naturheilkunde gibt es jedoch einige Theorien, die zur Entstehung von Endometriose führen könnten. Dazu gehören folgende Ursachen:
- Genetische Veranlagung
- Rückfluss von Menstruationsblut
- Östrogendominanz
- Verbreitung über das Lymphsystem
- Fehlgeleitetes Immunsystem
- Aufnahme von Xenoöstrogenen
(in Plastik, tierischen Produkten usw.)
Gut zu wissen: Xenoöstrogene sind chemische Verbindungen, die unserem körpereigenen Östrogen ähneln und eine Östrogendominanz verstärken können. Zu finden sind diese überwiegend in Plastik, manchen Kosmetika und teilweise auch in tierischen Lebensmitteln. Endometrioseherde wachsen vor allem östrogenabhängig. Vielfach fördert eine Östrogendominanz das hormonelle Ungleichgewicht und damit die Entstehung von Endometriose.
Während und vor allem nach den Wechseljahren vermindert sich die hormonelle Aktivität der weiblichen Geschlechtsorgane und die Endometrioseherde bilden sich zurück. Frauen im gebärfähigen Alter haben verschiedene Möglichkeiten für eine Behandlung der Endometriose.
Behandlung in der Schulmedizin
In der Schulmedizin erfolgt eine Behandlung in der Regel durch:
- Akut-Behandlung durch Schmerzmittel
- Hormone
- Gestagene
- Operation
- Entfernung der Gebärmutter
Behandlung durch ganzheitliche Massnahmen
Da es verschiedene Ursachen für eine Endometriose gibt, kann eine Linderung der Beschwerden häufig durch verschiedene ganzheitliche Massnahmen erfolgen. Dazu gehören:
- Harmonisierung der Hormone
- Unterstützung der Blutproduktion
- Eine gute Basis-Gesundheit unterstützen
- Reduktion von Lebensmitteln, die Entzündungen verursachen
- und vieles mehr
Wie genau du deine Frauengesundheit fördern kannst, welche Heilpflanzen und Faktoren die Schmerzen lindern können und was du bei der Erkrankung noch tun kannst? Auch das erfährst du in unserer Fernausbildung für ganzheitliche Frauengesundheit. Wir widmen der Erkrankung Endometriose ein ganzes Kapitel.
Gut zu wissen: Es gibt auch Studien, die den Zusammenhang zwischen der Ernährung und Endometriose untersuchen. So kam eine Studie zu der Annahme, dass ein höherer Verzehr von Obst, insbesondere von Zitrusfrüchten, mit einem geringeren Risiko für Endometriose verbunden ist. [5]
Wie schon erwähnt, kann ein Schmerztagebuch bei der Diagnose von Endometriose helfen. Darüber hinaus kann ein solches Tool helfen, ein Bewusstsein dafür zu erzeugen, was gerade im Leben überhandnimmt oder möglicherweise fehlt und unterdrückt wird. Im sonst so hektischen Alltag kann damit eine gezielte Betrachtung stattfinden. So findest du vielleicht entsprechende Hinweise darauf, in welchen Situationen die Schmerzen stärker werden. Anhand der Entwicklung kannst du deine Lebensführung entsprechend anpassen.
Im Grunde ist dieses Mittel ein weiterer Aspekt der ganzheitlichen Betrachtungsweise. Das ist es, was wir von der Akademie der Naturheilkunde lehren: Etwas als Ganzes zu betrachten und zu verstehen, anstatt nur einzelne Teile oder Aspekte zu isolieren und zu analysieren. Es geht darum, Zusammenhänge zwischen verschiedenen Teilen zu erkennen und zu berücksichtigen, um ein umfassenderes Verständnis der Erkrankung zu erlangen. Nur so kannst du eine individuelle Lösung für deine Beschwerden finden.
Endometriose gehört zu den Erkrankungen, die nicht körperlich isoliert betrachtet werden dürfen. Betroffene können auch unter psychischer Belastung und Stressfaktoren leiden. Viele Frauen stehen seit zahlreichen Jahren unter einem psychischen Druck und Stress, weil sie zum Beispiel Angst haben, über ihre Schmerzen und Beschwerden zu reden. Andere Betroffene halten die Schmerzen möglicherweise für normal.
Das zeigt nur einmal mehr, dass diese unsichtbare Krankheit dringend Sichtbarkeit und Aufklärung braucht. Als Expertin für ganzheitliche Frauengesundheit kannst du einen erheblichen Teil dazu beitragen, die Erkrankung sichtbarer zu machen. Denn während Wissenslücken Krankheiten begünstigen können, kann Wissen die Gesundheitskompetenz von Frauen weltweit fördern. Gemeinsam mit uns kannst du Frauen eine Ebene bieten, auf der sie über ihre Beschwerden sprechen und individuelle, nachhaltige Lösungen finden können.
Du möchtest deine eigene Gesundheit unterstützen oder andere Frauen in Bezug auf ihre Frauengesundheit beraten? Dann bestelle heute noch die Infobroschüre über unsere Fernausbildung für ganzheitliche Frauengesundheit oder melde dich direkt an.